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 Doca de Belem
Doca de Belem.
Reisebericht 31
AUS BAIONA - Nähe VIGO

Hallo liebe Freunde,
wir grüßen Euch aus Baiona, Nähe Vigo, in Galizien/Spanien an der Atlantischen Küste.
Nun habt Ihr schon lange nichts gehört von uns. Der letzte Bericht liegt einige Zeit
zurück und wir haben Portugal bereits hinter uns gelassen.

Was ist alles geschehen in den letzten Monaten?

Wir erreichen den Rio Tejo nach Lissabon rein und machen gegenüber der Stadt in einer großen Bucht bei dem Städtchen Seixal eine längere Pause. Hier haben wir eine kleine Insel für uns allein und ordern neue Ausrüstung von unseren Sponsoren. Bis alle Pakete da sind, dauert es 4 Wochen und wir erholen uns wieder von den Anstrengungen am Atlantik. Bekommen Besuch von Sylvia und Conny, die wir in Marbella/Spanien kennengelernt haben und verbringen zwei schöne Tage. Machen einen Ausflug zum Capo de Rocha und nach Lissabon.

Endlich sind alle Packete da und die Ausrüstung wieder top fit. Paddeln die 10 km nach Lissabon rüber und rein in den Hafen Doca de Belem.


Hier sieht man einen neuen Mercedes Vito, der unbeding versuchen wollte zu schwimmen! Nein, echt tragisch: der Besitzer hatte Pech, er unterschätzte die glitschige Rampe, da Niedrigwasser war - der arme Mann war echt verzweifelt, es rückte die Feuerwehr an und nach 2 Stunden hatten sie das Auto wieder draussen!



 schwimmender Vito
schwimmender Vito. 
 
 mit dem Abgesandten der Botschaften in Daoca de Belem
mit dem Abgesandten der Botschaften in Daoca de Belem.

Man erlaubt uns hier unsere Pressekonferenz zu organisieren. Diese war dann auch sehr erfolgreich, was man ja nie im voraus weiß. Alle drei großen TV Sender Portugals SIC/Rtp/TVI waren da sowie die drei meistgelesenen Zeitungen, Publico, 24 Horas, Diario de Noticia.

Dazu wurden wir von einem Abgesandten der Österreichischen Botschaft, Herrn Dr. Gerhard Sailer, und dem Deutschen Verteidigungsattaché, Fregattenkapitän Kleinert, begrüßt. Dies war eine sehr schöne Geste und hat uns echt gefreut


unsere liebe Julia auf Besuch
unsere liebe Julia auf Besuch
Julia+Matthias, Pedro, Titi+Sonja
Julia+Matthias, Pedro, Titi+Sonja

Zwei Tage, bevor wir aufbrechen wollten, kam dann ein Anruf aus Deutschland. Julia und Matthias kündigen ihren Besuch an und so verbringen wir noch 3 Tage in Lissabon mit lieben Freunden. Die Gemeinschaft und Gespräche taten echt gut. Auch in Lissabon haben wir nette Bekanntsschaften geschlossen mit Pedro, Sonja und Titi, bei denen wir auch zum Essen eingeladen waren.
Lissabon hat uns gut gefallen und wir lernten diese Stadt sehr gut kennen. Dann geht es weiter und überall grüßen oder winken uns die Leute zu.


Im nächsten Hafen in Cascais dürfen wir aber mit den Faltbooten nicht in den Hafen rein. Das ist echt das erste Mal in 4 Jahren dass man uns keine Aufnahme im Hafen gewährt! Der Direktor, Mister Antionio Olivera, stellt sich ganz schön an!!!

In der Bucht liegen einige Segler vor Anker (auch Deutsche) und wir bekommen bei Wolfgang und Denise für zwei Nächte eine Koje. Verstehen uns sehr gut mit ihnen und sind dankbar für ihr Entgegenkommen. Denn das Wetter war einfach zu schlecht, um weiter zu kommen.

Wir erreichen den Fluss Duro, der durch Porto fließt. Zehn Kilometer flussaufwärts stellen wir unser Zelt an einer Kiesbank auf. Endlich mal wieder weg vom rauschendem Atlantik.


Rio Duro ist einen Besuch wert
Rio Duro ist einen Besuch wert
Rainer versucht sich im Malen
Rainer versucht sich im Malen


Nur ein paar wenige Häuser stehen hier - und eine Bar Namens BAIA. Was wir nun hier die nächsten Tage erlebten, war wieder mal unglaublich. Natürlich sprach es sich bald herum, dass die zwei (Verrückten), die um Europa paddeln, hier sind. So lernen wir als ersters Antonio kennen, der uns gegenüber des Flusses wohnt. Er fährt jeden Tag mit seinem Boot rüber zur Arbeit.
Dann kommt Joaquim Americo Barbosa Martins zu uns und mit ihm fängt alles an. Er nimmt uns gleich am Abend mit in die Baia Bar und wir müssen einige Spezialitäten probieren.


Rainer, BAIA und Joaquim beim Spezialitäten kosten - bei diesem Bild läuft uns immer noch dass Wasser im Mund zusammen
Rainer, BAIA und Joaquim beim Spezialitäten kosten - bei diesem Bild läuft uns immer noch dass Wasser im Mund zusammen
Antonio macht mit Rainer einen Ausflug am Fluß
Antonio macht mit Rainer einen Ausflug am Fluß


 Mahlzeit!!
Mahlzeit!!.

Durch ihn kommen wir mit vielen Leuten in der Bar ins Gespräch und sind gleich für den nächsten Abend bei Jose zum Essen eingeladen. Er meint: "Es gibt Huhn" und Joaquim sagt, dass es speziell zubereitet wird. Ein kleiner Schock am nächsten Abend, als wir in Joses Haus kommen: Ein riesiges, gerade geschlachtetes Huhn aus seinem Stall liegt auf der Terasse auf dem Tisch und Jose wühlt rum, um die letzten Innereine rauszunehmen..

Es sind 12 Leute da - eine lustige Gesellschaft. Das Huhn wird gekocht und als der Reis fast fertig ist, wird ihm das frische Blut des Huhnes beigemengt. Schmecken tuts echt gut, wie Joaquim versprochen hat. Ktegoria Massima!! Am diesem Abend lernen wir auch Miguel und Paticia kennen sowie Isabel, Jorge, Leite usw...


es schmeckt uns
es schmeckt uns
was soll man da noch sagen
was soll man da noch sagen


 Alles trifft sich, auch der alte Stierkämpfer Toton
Alles trifft sich, auch der alte Stierkämpfer Toton.

Jeden Tage bekommen wir nun Besuch - alles trifft sich bei uns am Zelt.

Joaquim ist einmalig in seiner Art: ein untypischer Firmenchef, immer zu Späßen aufgelegt. Meist ist er einer der ersten, der zu uns kommt und immer hat er Bier dabei. Fast jeden Abend lädt er uns zum Essen ein, lernen jedesmal andere Spezialitäten kennen. Miguel zeigt uns die Stadt Porto, und es fallen uns gleich die vielen, etwas heruntergekommenen Häuser auf. In Portugal bestehen viele alte Mietverträge die nicht gekündigt werden dürfen. So gibt es Leute, die für eine 3-Zimmer-Wohnung 2 Euro Miete zahlen. Oder, wie uns Ricardo erzählt, leben seine Eltern in einer 120-qm-Wohnung für 60 Euro im Monat. Wie soll ein Vermieter bei diesen Einnahmen die Wohnung auch instandhalten können!

Die Einkünfte in Portugal sind sehr niedrig - so wundert es mich auch nicht sonderlich, die Frauen im Dorf Schuhe nähend vor ihren Häusern auf Schemeln sitzend anzutreffen. Für eine deutsche Firma, wie ich erfahre.
Natürlich ist Porto besonders bekannt für seinen Portwein, der wirklich ausgezeichnet schmeckt. Bekommen auch mehrere Flaschen geschenkt. Eine, von André, einem Weinhändler, war 200 Euro wert - ist aber nun auch schon leer!!


 bei der Präsentation in Porto
bei der Präsentation in Porto.

In Porto sind wir dann noch zu einer Präsentation bei Sport Zone eingeladen. Dort überreichen wir zusammen mit dem Marketing Manager, Mr. Lopes, eine Scheck von 986 Euro an den Präsidenten des Portugisischen Kajak Verbandes und Emanuel Silva, der heuer bei der Olympiade in Athen den 7. Platz im Einerkajak erreicht hat.

Auch die schöne Zeit in Avintes am Fluss geht mal zu Ende und Joaquim sagt beim Abschiedsessen, viele Leute hier haben sich durch unseren Besuch erst richtig kennengelernt. Nicht nur wir haben Freundschaften geschlossen, auch andere, die sich täglich bei uns aufhielten. Danke ihr Lieben in Avintes (Bar Baia) für alles.

Paddeln am Tag darauf die 10 km den Rio Duro abwärts unter den Brücken hindurch, die ein Schüler Eifels entworfen hat. Vorbei an den alten Holzschiffen mit ihren Portweinfässern darauf. Kurz vorm Meer am Ausgang des Flusses übernachten wir nochmals in der Lagune.

Des Nachts hört man das allzu vertraute Rauschen des Meeres und die brechenden Wellen. Man merkt, dass der Winter naht. Am Morgen packen wir das feuchte Zelt zusammen und paddeln über die Brandung rüber. Der Atlantik hat uns zurück. Paddeln die Küste entlang bis zum Hafen von Matosinhos, ein großer für Öltanker. Geschützt durch die Hafenmauer, gibt es noch einen innenliegenden Yachthafen. Der ist zur Zeit gesperrt, aber Patiricia, Miguels Freundin, hat vor einigen Tagen mit dem Manager gesprochen.
Er ist ein begeisteter Kajaker und wir sind herzlich willkommen. Ein Anruf bei ihm und wenige Minuten später kommen einige Arbeiter und entfernen die Ölbarriere. In diesem Hafen ist vor 2 Monaten eine Ölpipeline geborsten und die Reinigungsarbeiten sind immer noch im Gange. Der Manager heisst uns willkommen und sagt der Hafen gehört uns ganz allein.

So stellen wir wiedermal das Zelt an einem Steg auf. Am Abend Regen, am nächsten Tag Sturm und dann wirds noch schlimmer! Ganz schlechtes Wetter ist angesagt und dieses erreicht uns tags darauf. Franziska ist gerade in der Stadt, als es so richtig los geht. Ein Sturm mit Windgeschwindigkeiten von 120 - 140 Stundenkilometern - und dies von Süden, wo der Hafen ungeschützt ist. Bin gerade im Zelt, als es mit voller Wucht losgeht. Das Zelt ist zwar auf dem Steg gut festgebunden, aber er ist nicht breit genug, um die Gestänge mit Seitenschnüren zu stabilisieren. Bei jeder heftigen Bö legt sich das ganze Zelt auf die Seite. Stopfe innen fluchtartig alles zusammen in unsere Ortliebsäcke rein und lagere die Sachen im Steuerhaus einen Pilotbootes. Der Sturm ist mittlerweile so stark, dass ich des Öfteren auf alle Vieren nieder muss, um nicht vom Steg gefegt zu werden. Schnell die Gestänge raus und das Zelt krabbelnd vom Steg losbinden. Immer darauf bedacht, alles schön zusammen zu halten, damit es der Wind nicht davon bläst. Um mich herum geht es zu wie in einem Wespennest, in das jemand gestochen hat. Die Fischer und Segler versuchen, ihre noch ölverschmierten Boote zu vertäuen. Am Eingang des Hafens hat man die Ölbarriere entfernt, damit andere Fischer und Segler Zuflucht suchen können. Jeder hilft jedem im Sturm und strömendem Regen. Einige Seitenfinger der Stege brechen schon und ein leeres Fischerboot ist am Absaufen. Franziska kommt zurück und ist ganz fertig, da sie das Zelt nicht mehr sah und dachte es sei davongeflogen. Tragen alles zum Yachtklub vor und legen die Klepperboote nochmals um an einen geschützteren Platz.
Wir selber bekommen einen leeren Duschraum zum Übernachten, dazu serviert uns die Kellnerin des Restaurants ein kostenloses Essen. Im nächsten Hafen sollen mehrer Boote gesunken sein und er ist geschlossen, wie man uns sagt. Am Tag darauf hat der Sturm nur etwas nachgelassen. Im Hafen sieht es schlimm aus, da durch das aufgewühlte Wasser viel Öl vom Grund hochkommt. Drei gefährliche Teilstrecken an der Westküste, wo es fast nur lange Strände gibt - sprich keinen geschützten Hafen, keine Fischerrampe, lassen wir aus. Das Risiko ist zu groß, bei gewaltigen Berechern anzulanden.

In Baiona/Spanien mündet ein kleiner Fluss in Meer, den paddeln wir rein und legen nach der romanischen Brücke am Steg einer Insel an. Stellen das Zelt auf und nichts wie rein, bevor es so richtig zu schütten anfängt. Am Abend kommt der Besitzer Jésus zu uns - er ist sehr freundlich und wir dürfen bleiben: "kein Problem!" Die nächsten 8 Tage regnet es fast ununterbrochen. Jésus und seine große Familie laden uns einige Male zum Essen. Die Gastfreundschaft hier im Norden von Spanien ist unglaublich und wir staunen immer wieder, wie herzlich uns die Menschen aufnehmen.

Wir freuen uns schon auf das Treffen mit einem ZDF Team und ARTE Europa, die uns oberhalb von Vigo für eine Reportage begleiten werden.

Liebe Grüße
Rainer + Franziska und ein freundliches Quack von ENZA